Es ist nicht deine Schuld – Es ist deine Verantwortung

Es ist nicht deine Schuld – Es ist deine Verantwortung

Bei vielen Frauen ist es tief verwurzelt, sich ständig für so ziemlich alles zu entschuldigen. Männer fühlen sich oft schlecht, weil sie ihres Erachtens sich nicht gut genug um ihre Familie kümmern oder angeblich nicht gut genug im Job sind. Wie ist das bei dir? Neigst du zu dem Gedanken „Es ist alles meine Schuld“?

 

Es sind die kleinen Dinge, für die du dich schuldig fühlen magst. Du fühlst dich schlecht, weil du zu spät kommst, du es nicht weißt, oder du keine Hilfe bist. Alles wird zu “deiner Schuld“, weil du dich nicht mehr angestrengt, härter nachgedacht oder das Richtige gesagt hast.

 

Wenn du innige Gespräche mit anderen führst, wirst du wahrscheinlich schockiert feststellen, dass mehr Menschen, als du jemals dachtest, mit Schuldgefühlen und dem Eindruck „ich bin nicht gut genug“ kämpfen. Unter der Schicht der Schuld verbirgt sich oft eine viel größere Dimension: die Scham, ein „schlechter Mensch“ zu sein. 

Wessen „Schuld“ ist es?

Es gibt zwei verschiedene Arten von Schuldgefühlen. 

 

Erstens, die anderen sind Schuld. Du beschuldigst sie, dass du dich nicht wohlfühlst oder dass etwas schief gelaufen ist. Du nimmst den anderen so einiges übel und sprichst schlecht über sie, wenn sie nicht anwesend sind. 

 

 

Oder du gibst dir selbst die Schuld und bist wütend auf dich, weil du etwas falsch gemacht hast. Es nagt an dir, weil du die Umstände durch dein Handeln oder Nichthandeln geschaffen hast. Wenn du dich selbst beschuldigst, glaubst du vielleicht sogar daran, dass du für deine Taten bestraft werden solltest. 

 

Bei beiden Arten von Schuldgefühlen lenken deine verdeckten Emotionen deine Lebensenergie darauf, jemandem die Schuld zuzuweisen: entweder dir selbst oder der anderen Person. Du übergibst deine unbewusste Wut über das, was ist, an den König oder die Königin deiner Unterwelt, an deinen Gremlin, um deine Probleme zu lösen. 

 

Deine Aufmerksamkeit ist gefangen in Niederem Drama 

Schuld ist eine Deckmantel-Emotion. Du ziehst lieber den Mantel der Schuld an, als die Verantwortung für die Situation zu übernehmen, wie sie ist oder wie sie sich entwickeln könnte. Du vermeidest den Zugang zur Intelligenz deiner Gefühle, die dir neue Informationen und Energie geben würden, um die Situation anzugehen. Stattdessen versinkst du lieber in einem emotionalen Sumpf, verleugnest deine eigene Schattenwelt und verpasst neue, sich bietende Möglichkeiten. 

 

Deine emotionale Wut lenkt dich vom Wesentlichen ab. Selbst über einen längeren Zeitraum hinweg verlierst du dich in Selbsthass oder Groll gegenüber der anderen Person. Du bist so sehr damit beschäftigt, wütend auf andere oder auf dich selbst zu sein, dass all deine kostbare Lebensenergie in emotionaler Reaktivität stecken bleibt. 

 

Übermäßiges Nachdenken ist ein wesentlicher Teil der Schuld-Technologie. Deine Sorgen, die unbewusste Ängste sind, halten dich in deinem eigenen Kopf gefangen: „Was werden andere über mich denken? Wird es Konsequenzen geben? Wer wird mich bestrafen oder sich über mich ärgern? Wer wird mich öffentlich darauf hinweisen, dass ich nicht gut genug bin? Wie kann ich das vertuschen?“ Die Stimmen werden so laut, dass du ihnen glaubst. 

 

Das kann zu schlaflosen Nächten, Symptomen von Unruhe, Müdigkeit und sogar Bauchschmerzen führen. Alle diese Symptome entstanden mit einer Geschichte, die du über dich und die Situation hast. Deine Aufmerksamkeit wird von dieser Geschichtenwelt verschluckt. Du denkst zu viel über die Vergangenheit nach oder machst dir Sorgen über die Zukunft. In deiner Geschichtenwelt gibt es keine andere Wahl als entweder: „Es ist deine Schuld“ oder „Es ist ihre Schuld“. 

Erkenne deine eigene Geschichtenwelt

Der Schuldgedanke ist nur die Geschichtenwelt deines „inneren Kritikers“, einer der Figuren deines vielschichtigen Gremlins. Dein innerer Kritiker liebt es, ein „verantwortliches Opfer“ zu sein.

 

Als verantwortliches Opfer magst du vielleicht du vielleicht das Empfinden haben, dass du eine verantwortungsbewusste Person bist. In Wirklichkeit bist du immer noch in der unausweichlichen Opfergeschichte von „nicht gut genug“ gefangen. Du denkst: „Ich muss diese Arbeit bis morgen fertigstellen, ich bin schon spät dran. Und die anderen verlassen sich auf mich, ich kann sie nicht hängen lassen. Wenn ich mich nicht mehr anstrenge, ist es meine Schuld, wenn das Projekt nicht rechtzeitig fertig wird.“ 

 

Du wirst hoffnungslos. Vielleicht versuchst du, die Situation zu retten, indem du deine Bemühungen verdoppelst. Natürlich lässt sich deine Geschichtenwelt von „nicht gut genug“, nicht so einfach aus der Welt schaffen. Du hast keine Ahnung, wie du wirklich Verantwortung übernehmen kannst.

 

Lass uns das ganze mal von außen betrachten. Etwas passiert: Du wirst gefeuert, du wirst angeschrien, du gewinnst im Lotto, du heiratest oder brichst dir den Fuß. Was passiert ist neutral. Es hat keine Bedeutung. Da du allerdings ein Mensch mit Gedanken und Emotionen bist, wirst du mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dem, was passiert, eine Bedeutung geben. Der Sinn, den du erschaffst, dient entweder einem bewussten oder einem unbewussten Zweck. Wenn du dir nicht bewusst bist, welchem Zweck deine Geschichte dient, dann dient sie deinen Schattenabsichten und somit dem unbewussten Zweck des Überlebens.

 

Wie kann es eine Überlebensstrategie sein, dich selbst schuldig zu machen, wenn es sich anfühlt, als würdest du ständig in einer selbst geschaffenen Hölle leben? Als Menschen sind wir äußerst kreativ in der Art und Weise, wie wir unsere Sinnstiftungs-Maschine – die Box – konfigurieren, um in einer für uns feindlichen Umgebung zu überleben. Eine Möglichkeit zu überleben besteht darin, die Welt in „gut und böse“, „Fehler und Erfolg“ oder „fair und unfair“ zu unterteilen.  Der einzige Grund, die Welt auf diese Weise einzuteilen, ist, dass du einen guten Grund hast, dich selbst dafür zu bestrafen, ein schlechter Mensch zu sein. Ohne die Zweiteilung von gut/schlecht und richtig/falsch würdest du deine völlig vernünftige Rechtfertigung dafür verlieren, keine Energie zu haben oder Verantwortung zu übernehmen. Dein Gremlin entwirft auf clevere Weise eine Welt, in der nur er gedeiht und lässt das, was du wirklich bist – dein Sein – im Dreck zurück. 

 

Das Verrückte daran ist, dass der Teil, der dich auspeitscht, erst zum Vorschein kommt, wenn klar wird, dass das, was passiert ist, ein „Fehler“ war. Der Teil, der dich jetzt auspeitscht, ist auch der Teil, der behauptet, dass du es schon vorher hättest wissen müssen. Dein Gremlin bestraft dich auf eine grausame Art und Weise – er spielt Psychospielchen mit dir. Dieser Teil hätte nur dann das „Recht“, dich auszupeitschen, wenn es vorher klar gewesen wäre, dass es ein „Fehler“ wird, und wenn er dich vorher gewarnt hätte. Das hat er aber nicht getan – er hat nichts gesagt. Dein Gremlin lässt dich in ein offenes Messer rennen. 

 

Wenn es dir gelingt, zu bemerken, dass „Es ist meine Schuld“ nur eine Geschichte deines Gremlins ist, was könntest du stattdessen anders wählen? Wie wäre es mit einer anderen Art von Drama, in dem das Wort „Schuld“ nicht vorkommt? Schuld ist ein Konzept von anderen, mit dem du aufgewachsen bist. Es besteht die Gefahr, dieses Konzept von Schuld mit realer Verantwortung zu verwechseln.  

Was aber, wenn es kein „richtig oder falsch“ gibt, sondern nur Verantwortung? 

Trägst du Geschichten mit dir herum, dass „Verantwortung übernehmen eine Last ist“? Oder dass „Verantwortung zu tragen bedeutet, sehr allein zu sein, weil die anderen mich dafür hassen, dass ich die Führung übernehme”? Oder hast du die Geschichte, dass „Verantwortung von Arschlöchern missbraucht wird“? Dann bist du auf einer alten Karte der Verantwortung, auf der es immer noch „richtig oder falsch“ gibt. 

 

Beim Übernehmen von Verantwortung geht es nicht darum, „richtig oder falsch“ zu sein. Es geht darum, deine eigene Identität zu verändern und eine Lücke zwischen dem, was passiert ist, und deinen eigenen Schuldgeschichten zu schaffen. Nochmal: Alles, was passiert ist, war anfangs neutral. Es ist nicht deine „Schuld“, was passiert ist. Du warst es, der die Umstände geschaffen oder zu ihnen beigetragen hat, durch deine Handlungen, die du getan oder unterlassen hast. Es geht nicht darum, dir die Schuld für das zu geben, sondern darum, ein neutraler Erforscher der eigenen Handlungen zu werden und sich ihrer Folgen bewusst zu werden. Du hast damals das Beste getan, was du konntest. Um aus einer bestimmten Situation herauszukommen, hast du bewusst oder unbewusst gehandelt. Vielleicht war deine Überlebensstrategie am Werk. Das können Taktiken sein, wie sich an andere anzupassen, einen Kampf zu suchen, wegzulaufen oder sich tot zu stellen. Wenn du dir bewusst bist, dass „richtig oder falsch“ nur ein Konzept ist, nur eine Geschichte, die du erschaffen hast, dann ist etwas anderes möglich. Du kannst nicht ändern, was passiert ist, aber du kannst aus den Konsequenzen lernen und wählen, wie du anders über das Geschehene berichten willst. 

 

Niemand kann dich daran hindern, deine emotionalen Wunden zu heilen und deine Energie nicht länger in deine alten Geschichten zu stecken. Stattdessen kannst du verantwortungsvolle Geschichten wählen, die dir mehr Macht und Möglichkeiten geben. Verantwortlich zu sein, kann dir eine Tür öffnen, durch die du tatsächlich in die Kreation, die Entscheidungskraft und den Spaß auf hohem Niveau wechseln kannst. Ich lade dich ein, die folgenden Schritte zu tun, um eine experimentelle Lücke zwischen „schuldig sein“ und „verantwortlich sein“ zu schaffen:

Experimente zum Wechsel von Selbstverurteilung zu Verantwortung 

Experiment 1: Beginne, deine Geschichtenwelt der Schuld wahrzunehmen

Beginne damit, zu bemerken, wie oft und wann du in deinem Alltag in der Geschichte „Es ist meine Schuld“ bist. Richte drei Tage lang 20% deiner Aufmerksamkeit auf deine eigenen Gedanken. Wenn du dich dabei ertappst, wie du über deine Schuld nachdenkst, unterbrich alles, was du gerade tust, und sage laut: „Es ist meine Schuld – schon wieder!“ und mach dann mach mit dem weiter, was du gerade getan hast. .

 

Nimm wahr, wie oft du das normalerweise zu dir selbst sagst. Wie oft du in deiner Geschichte der Schuld festhängst. Mit diesem Experiment bringst du das, was normalerweise unter der Oberfläche liegt, ans Tageslicht. Am dritten Tag bringst du etwas Humor in deine Stimme, wenn du „schon wieder“ sagst. Auf diese Weise machst du das Spiel deines Gremlins sichtbar.

Experiment 2: Wie fühlt sich Schuld an?

Nachdem du das erste Experiment durchgeführt hast, nimmst du wahr, wie sich deine Schuldgefühle anfühlen. Notiere eine Woche lang deine Beobachtungen in deinem Beep!Buch (Notizbuch). Wie fühlt sich Schuld in deinen verschiedenen Körpern an? Wo im physischen Körper bemerkst du eine Reaktion? Welche Gefühle kommen hoch? Was sind die Stimmen der Schuld und welche Geschichten tauchen auf? Wie beeinflussen Schuldgefühle dein Handeln? Wie ist dein Energielevel?

Experiment 3: Das Dumbledore Experiment

Führe ein Experiment durch, das der Zauberer Dumbledore (aus den Harry Potter-Filmen) machen würde. Fange deine Gedanken über Schuld ein. Kennst du die Stimmen deines Eltern-Ich-Zustands, die dir sagen, was du tun sollst, sollst, musst oder musst? Erschieße diese Stimmen mit deinem Voice Blaster! → Lies hier (auf Englisch weiter), um zu erfahren, wie der Voice Blaster benutzt wird. 

 

Dann gibt es noch die Schuldgedanken, die sich in deinem Kopf festgesetzt haben. Für diese Art von Gedanken greifst du mit deinen Händen neben deinen Kopf, schüttelst den Gedanken sanft in deinen Händen aus und schreibst ihn mit deiner ganzen Aufmerksamkeit auf eine der Rückseiten deines Beep!Buchs. Dort liegen sie wie in Dumbledores Denkarium und warten darauf, dass du mit ihnen in einem Emotionalen Heilungsprozess (EHP) arbeitest.

Experiment 4: Verantwortung ist NICHT Schuld

Welche Vorstellungen hast du von dem Wort „Verantwortung“? Bedeutet es für dich immer noch eine Last? Ist „Verantwortung“ in deiner Welt ein Synonym für „Schuld“? 

 

Wenn ja, dann versuche den folgenden Schreibprozess: Wie wäre es, wenn du der Schöpfer deines Lebens wärst? Wie wäre es, wenn es das Wort „Schuld“ nicht gäbe? Wie würde sich das anfühlen und aussehen? 

 

Habe den Mut, ein neues Verständnis davon zu entwickeln, was Verantwortung sein könnte. Was für Ergebnisse sind möglich? Wie viel Energie hast du, um die Dinge zu bewältigen? 

 

Erstelle deine eigene neue Karte der Verantwortung. Dabei geht es nicht darum, schön zu denken, sondern zu merken, wie viel Energie dich deine eigenen Opfergeschichten kosten und wie viel Energie du hast, wenn du Verantwortung wählst. 

 

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Herzensgrüße, Lisa

 

P.S. Die oben genannten Prozesse sind auch Teil des Online-Trainings „Schuld & Scham“, in dem wir intensiv mit diesen vermischten Emotionen arbeiten. 

P.P.S. Wenn du diesen Artikel in englischer Sprache lesen oder weiterleiten möchtest, dann findest du die Übersetzung auf https://medium.com/@lisaommert