Bist du oft hart zu dir selbst? Du stellst dich in Frage und verfällst in Selbstverurteilung? Du machst dir Vorwürfe, nicht gut genug zu sein und ständig Fehler zu machen? Du bist es gewohnt, dich selbst fertig zu machen?
Dich selbst fertig zu machen ist eine Überlebensstrategie, die darauf abzielt, dich selbst klein zu halten.
Du verurteilst dich und denkst, du müsstest besser sein, auch wenn du gerade erst mit etwas begonnen hast, das dich fasziniert. Stell dir vor, du hast beschlossen, einen Marathon zu laufen. Du beginnst zu trainieren und vergleichst dich dann recht bald mit anderen. Die urteilenden Stimmen beginnen zu nagen, du fühlst dich schlecht dadurch und trainierst noch verbissener. Wie bizarr ist das? Du manipulierst dich selbst, um weiterzumachen, weil du noch nicht gut genug bist, und vergisst völlig, warum du überhaupt angefangen hast, für einen Marathon zu trainieren – weil du das Laufen liebst!
Das steht im Widerspruch zu deiner eigenen Entwicklung. Du zwingst dich, etwas weiter zu führen, das du ursprünglich begonnen hast, weil du es liebst. So verlierst du den Flow in dem, was du tust. Das ist der Moment, in dem du anfängst, dich schuldig zu fühlen.
Der Artikel „SCHULD – ein selbst gebautes Gefängnis“ ist ein sehr praxisorientierter Artikel darüber, wie man dem selbst geschaffenen Gefängnis des „schuldig-seins“ entkommen kann. Der Artikel, den du gerade liest, ist eine Vertiefung eines Experimentes, das darin besteht, dass du aufhörst, dich selbst in Stücke zu reißen, weil du nicht gut genug bist oder ein Versager wärst. Diese nagenden Gedankenschleifen sind selbst kannibalisierende Nahrung für deinen Gremlin. Er ist der König deiner eigenen Schatten- oder Unterwelt, also des Teils, dessen du dir nicht bewusst bist.
Dich selbst zu fertig machen ist ein Teil des Spiels “sich schuldig fühlen” und so wie du aufhören kannst, dich schuldig zu fühlen (siehe Artikel Schuld), kannst du auch aufhören, dich selbst fertig zu machen.
Wofür entscheidest du dich?
Willenskraft allein reicht nicht aus, um dauerhafte Veränderungen zu erreichen. Du kannst nicht einfach „falsche“ Entscheidungen durch „richtige“ ersetzen. Du kannst dich nicht dazu zwingen oder manipulieren, eine neue Entscheidung zu treffen. Dann bist du wieder im Bereich dieser Unterwelt, wo du versuchst, dich nicht selbst fertig zu machen, mit dem Ergebnis, dass du dich selbst fertig machst, weil du nicht in der Lage bist, dich nicht fertig zu machen.
Um neue Möglichkeiten im Leben zu schaffen, ist es unvermeidlich, eine neue Denkweise anzunehmen. Es ist die Aktualisierung der “Thoughtware”, mit der wir denken. Jeder Computer braucht von Zeit zu Zeit ein Software-Update, sonst ist er veraltet, steckt in der Steinzeit fest und erschafft immer wieder die gleichen Ergebnisse auf die gleiche ineffektive Weise. Neue Unterscheidungen geben dir die Gelegenheit, deine eigenen Perspektiven zu aktualisieren und so neue Möglichkeiten in deinem Leben zu kreieren, auf die du deine neuen Entscheidungen für neue Experimente und neues Verhalten stützen kannst, um neue Ergebnisse zu erzielen.
Veränderung erfordert Übung. Und wenn du übst, wirst du Fehler machen.
Aus “Fehlern” lernst du
Diese Überschrift hast du vielleicht schon oft gehört. Du weißt das bereits oder wiederholst diesen Satz sogar wie ein Mantra, um dich davon zu überzeugen, dass es dir gut geht. Doch gleichzeitig vermeidest du immer noch Fehler zu machen. Wie kommt das? Weil du Angst hast! Angst, bestraft zu werden. Angst, ausgelacht, verurteilt oder abgelehnt zu werden. Und weil es einen Unterschied zwischen “ verstehen“ und “ tun“ gibt. Du bist auf den Status quo fixiert, ohne etwas Neues auszuprobieren.
The greatest mistake a man can ever make is to be afraid of making one. | Elbert Hubbard
Einen Fehler zu machen ist das einzig Wertvolle, was du tun kannst. Du kannst nichts lernen, wenn du perfekt sein willst. Wenn du versuchst, Fehler zu vermeiden, bleibst du an der gleichen Stelle und baust gleichzeitig große emotionale Angst auf. Du entwickelst Strategien, um Fehler zu vermeiden und wenn du Ergebnisse erzielst, die du als „Fehler“ einstufst, landest du ziemlich wahrscheinlich an diesem dunklen Ort der Selbstvorwürfe.
Wie kannst du also trainieren, mit deiner Angst umzugehen und zu verlernen, dass es Dinge gibt wie einen „schlimmen Fehler“ zu machen?
Übe das “Fehler machen” in initiatorischen Trainings wie beispielsweise im „Expand The Box“ oder „Possibility Labs“, um in einer Umgebung zu sein, in der du einen sicheren Raum hast, um neue Ergebnisse zu erschaffen, die in erster Linie weder „gut“ noch „schlecht“ sind. Sie sind neutral. Diese Erfahrung übe weiter im Leben. Jede Handlung erzeugt ein bestimmtes Ergebnis und bietet dir einen Realitätscheck, wo du im Leben stehst. Ein neutrales ‚X‘ auf deiner persönlichen Schatzkarte deines Lebens.
Das „X“ ist neutral wie beim Kinderspiel „Topfschlagen“. Bei dem Spiel werden dir die Augen verbunden, sodass du nichts sehen kannst, außerdem bekommst du einen Holzlöffel. Irgendwo im Raum steht ein umgedrehter Topf, unter dem sich meist etwas Süßes oder ein Geschenk befindet. Du musst nun krabbeln, um den Topf zu finden, indem du ständig mit dem Holzlöffel auf den Boden vor dir schlägst. Währenddessen geben die anderen durch Rufe wie „heiß“ und „kalt“ Hinweise darauf, ob du dich dem Topf näherst oder dich von ihm entfernst. Sobald du den Topf gefunden hast und auf ihn klopfst, nimmst du das Tuch von deinen Augen und bekommst deinen Schatz. Beide Feedbacks, „heiß“ und „kalt“, sind wertvoll. Sie sind neutral und bringen dich beide zu deinem Ziel – zum Topf mit dem Schatz. “Heiß“ ist das „Go!“ in deinem Leben, bei dem du weißt, dass das, was du tust, funktioniert. So machst du weiter mit dem, was du tust. “Kalt“ ist ein „Beep!“ in deinem Leben, bei dem du weißt, wenn du nun einen „Shift!“ machst und etwas anderes ausprobierst, könnte dich das näher an den Topf mit deinem Gold bringen. Stell dir nun einmal vor, du hättest so viel Angst davor, in diesem Spiel ein „kalt“ zu erhalten, dass du nie anfängst loszulegen und deshalb an der gleichen Stelle stecken bleibst.
Werde ein Forscher
Ein guter Wissenschaftler muss bei seiner Arbeit als neutraler Beobachter agieren. Wenn du ein Experimentator wirst, musst du dich auch auf die Neutralität konzentrieren. Beobachte ohne jegliche Bewertung die Ergebnisse deiner Experimente, ob sie funktionieren oder nicht. Mit Neugierde, welche Veränderungen in der Versuchsanordnung zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt haben. Du handelst bewusst in der Gegenwart, ohne anzunehmen, dass du weißt, was vor sich geht oder was noch möglich ist.
Die Entdeckung unbewusster Dinge ist ein Grund zum Feiern! Es ist dir jetzt bewusst und du kannst etwas dagegen tun. Verfalle nicht in die Emotion von „ich bin nicht OK“ – indem du dich wieder selbst fertig machst. Nutze stattdessen deine Freude über die Entdeckung als Antriebskraft, um daran etwas zu ändern.
Wenn du das nächste Mal in deinem Leben einen „Beep!“ erhältst, dann verzichte bewusst darauf, dich zu verurteilen. Feiere stattdessen! Es ist kein Fehler – es ist ein bestimmtes Ergebnis im Leben. Es ist einfach ein genaues „X“ auf deiner Landkarte und du kannst das, was du tust, anpassen, um deinem Schatz im Leben näher zu kommen.
Raus aus der einsamen Wolf-Strategie
Dich selbst zu verurteilen funktioniert nur deshalb so gut, weil du es heimlich im Hinterkopf tun kannst. (Trotzdem sehen die anderen die Ergebnisse, die du erzielst.) So wie du dir angewöhnt hast, dich zurückzuziehen und dich selbst zu kritisieren, wird es dir anfangs wahrscheinlich genauso schwer fallen, um Unterstützung zu bitten.
“Ich bin nicht gut genug!“ ist eine sehr mächtige Geschichte, die dein ganzes Leben bestimmen kann. Du schenkst diesem Glaubenssatz deine ganze Aufmerksamkeit und damit auch dein energetisches Zentrum. Du gibst deine Kraft und Autorität an deinen Gremlin ab, damit du weiterhin in einer Welt des niederen Dramas leben kannst.
Wie wäre es, wenn dein nächstes Ziel darin bestünde, mehr Raum für Möglichkeiten zu schaffen, mehr Freiheit, in der du nicht automatisch an den Haken deiner eigenen Geschichten (oder der Geschichten anderer) gehst? Auch hier gilt: Wenn du anfängst, deine eigene Unterwelt zu erforschen und eine Beziehung zu deinem Gremlin aufbaust, werde zum neutralen Beobachter jeder Gemeinheit, Bosheit oder Genialität, die er tut. Und sei dabei in einem Team! Geh mit anderen Menschen durch die Prozesse, die mehr Abstand von der Gedankenwelt „Der Gremlin ist böse“ haben.
S.T.O.P I.T. – Experimente
Experiment 1: Mache einen Showdown mit deiner inneren Stimme, die dir sagt: „Ich bin ein furchtbarer Mensch“
Schreibe eine Woche lang in dein Beep! Buch ALLE Gründe und Beweise auf, die beweisen, dass du ein furchtbarer Mensch bist: von den kleinsten bis zu deinen größten Fehlern, warum du nicht liebenswert und nicht gut genug bist.
So hört sich dein Gremlin in deinem Kopf an. Gib dein Leben nicht deinem Gremlin hin. Und dies ist ein Ausgangspunkt, um zwischen deinem Sein und deinem Gremlin zu unterscheiden.
Experiment 2: Wirf die Kreatur raus
Wenn du merkst, dass du dich wieder selbst fertig machst, schließe die Augen, atme tief ein und schau genau hin. Wie sieht das aus? Ist es wie ein Hammer, der dich direkt nach einer bestimmten Situation trifft, dich ausknockt und du dich einfach nur elend fühlst? Oder ist es wie eine kleine Schlange, die sich nach ein paar Minuten oder sogar Stunden einschleicht, ganz subtil anfängt, an deinem Nacken zu nagen, und du verlierst mehr und mehr von deiner Energie?
Hast du ein Bild? Ein Hammer, der auf dich einschlägt? Eine Schlange, die nörgelt, oder ein anderes Wesen, das an dir nuckelt? Schau es dir genau an. Drehe dich um, beleuchte es mit deiner energetischen Taschenlampe und sage: „Ich hab dich.“ Und dann hast du alle Möglichkeiten, damit umzugehen. Du kannst einfach einen Schritt zur Seite gehen, damit der Hammer nicht mehr auf dich trifft. Du kannst die Schlange einfach aus dem Genick nehmen und sie in den nächsten Abfluss werfen. Oder du trittst der Kreatur in den Allerwertesten und wirfst sie aus deinem persönlichen Raum heraus.
Experiment 3: Neunschwänzige Peitsche vs. Schwert der Klarheit
Wenn du dich das nächste Mal dabei ertappst, dass du dich selbst nieder machst, versuche das folgende Experiment, um den Irrsinn dieser Überlebensstrategie sichtbar zu machen und gleichzeitig die destruktive Energie in eine Energie zu verwandeln, die Klarheit und Möglichkeiten schafft.
Stehe fest auf beiden Füßen; diese sind schulterbreit auseinander. Halte deine Hände vor dich und stell dir vor, du hättest eine neunschwänzige Peitsche in beiden Händen. Bewege nun deine Unterarme nach oben in Richtung Kopf, als würdest du dir mit dieser Peitsche, am linken Ohr vorbei, auf den Rücken schlagen. Dann bewege deine Arme zurück nach unten und wieder nach oben, dieses Mal an deinem rechten Ohr vorbei. Die energetische Peitsche trifft wieder auf deinen Rücken. Sage dabei laut, wofür du dich verprügelst: „Ich bin nicht gut genug. Ich werde es nie zu etwas bringen. Ich bin so ein Idiot, ich sollte es besser wissen.“ Hör erst auf, wenn du den Schmerz wirklich spürst, wie es ist, wenn dein Gremlin dich bestraft wie einen Sklaven oder einen Gefangenen deiner eigenen Unterwelt. Schlage auf die linke Seite deines Rückens, schwinge die Peitsche nach unten, beschleunige sie und schlage auf die rechte Seite deines Rückens, hol wieder aus und hau auf die linke Rückseite. (Bitte verletze dich nicht körperlich! Mache dies nur, um den energetischen / emotionalen Schmerz deiner Aktion zu spüren!)
Wenn der Schmerz, dich selbst zu schlagen, in deiner Erfahrungswirklichkeit gelandet ist, mache eine Veränderung. Triff eine neue Entscheidung, dass du nicht mehr bereit bist, dich von deinem Gremlin auffressen zu lassen. Deine Arme führen weiterhin die gleiche Bewegung aus wie zuvor. Unterbrich die Bewegung nicht. Aber dieses Mal konzentrierst du dich auf die Bewegung vorwärts nach unten. Hör auf, dich zu beleidigen oder zu beschämen. Führe die Bewegung weiter aus. Konzentriere dich nach vorne. Lass die neunschwänzige Peitsche sich auflösen und ersetze sie durch dein energetisches Schwert der Klarheit. Bleib in Bewegung und lass die Klarheit durch dich kommen. Was hat sie zu sagen? Sprich es laut aus: „Aus Liebe und Verantwortlichkeit. Ich beziehe Stellung für…. Ich bin radikale Verantwortung in Aktion.“ Versuchst du, diesen Schritt aus deinem Kopf heraus zu tun? Rate mal, wer in deinem Leben wieder am Steuer sitzt? Es ist deine Unterwelt, die dich manipuliert, damit du perfekt bist oder es „richtig“ machst. Tut dies nicht mit deinem Verstand – es geht nicht um positives Denken oder darum, dich in eine andere Richtung zu manipulieren. Lass die Weisheit aus deinem Herzen sprechen.
Experiment 4: Realitätschecks durchführen
Sag einer anderen Person in deinem Team, dass du einen Reality Check machen willst. Frag sie, was sie über dich denkt oder fühlt, nachdem du etwas getan hast, für das du dich gerade (wieder) verurteilst. Lass die Antwort auf dich wirken.
Wenn es niemanden gibt, mit dem du einen Reality Check machen kannst. Stell dir vor, was du über eine andere Person oder einen Freund fühlen oder denken würdest, wenn er oder sie das getan hätte, was du gerade getan hast. Würdest du zu ihr genau die gleichen Worte sagen, die du jetzt für dich selbst verwendest?
Willkommen zurück in der Realität!
Herzensgrüße,
Lisa
P.S. Die oben genannten Prozesse sind auch Teil des Online-Trainings „Schuld & Scham“, in dem wir intensiv mit diesen vermischten Emotionen arbeiten.
P.P.S. Wenn du diesen Artikel in englischer Sprache lesen oder weiterleiten möchtest, dann findest du die Übersetzung auf https://medium.com/@lisaommert