Wie Jammern dir schadet und ein simpler Trick, wie du der Falle entkommen kannst!

Wir jammern alle. Die einen mehr, die anderen weniger. Eine Eigenschaft, die wir an anderen im Regelfall ziemlich nervig finden und doch tappen wir oft genug in die eigene Jammer-Falle. Wir beschweren uns öffentlich darüber wer oder welche Umstände Schuld an unserem Elend seien. Der Partner, der Nachbar, die neuen Corona-Regeln, der Chef, die Kinder, der unerwartete Platzregen. Überall finden wir Gründe, warum wir uns gerade so schlecht fühlen. Warum die anderen verantwortlich sind für unsere Situation. 

 

Und wenn wir niemanden haben, bei dem wir uns verbal “auskotzen” können, dann drehen wir die Jammer-Schleife mit uns selbst. Wir sind ganz schön beschäftigt damit, uns selbst zu bemitleiden, phlegmatisch zu sein, uns buchstäblich die Decke über den Kopf zu ziehen und nicht mehr aufzutauchen. Wir sind unzufrieden mit uns und der Welt.

 

Die Unzufriedenheit und das Jammern…

Wie wir die eigene Unzufriedenheit überwinden können, habe ich bereits im letzten Blogartikel in 6 spannenden Alltags-Experimenten beschrieben. Warum schreibe ich jetzt noch einmal explizit einen Artikel über das Jammern?

 

Aus zwei Gründen: 

  1. Jammern beeinflusst uns nachhaltig negativ und ist eine Mindset-Falle, die nicht zu unterschätzen ist. 
  2. Es gibt eine so einfache Übung, die dich sofort aus dem Jammer-Drama aussteigen lässt und wieder in die Leichtigkeit und in den Aktionismus bringt. Diese Übung finde ich so klasse, dass ich sie dir nicht vorenthalten will. Ich habe sie oft genug in meinen Coachings angewendet und bitte auch regelmäßig Freunde, dass sie mit mir diese Übung machen. 

Also, keine lange Vorrede, lass uns direkt ins Thema eintauchen!

Negatives Denken und unser Gehirn

In unserem Gehirn gibt es Milliarden von Nervenzellen, die über Synapsen miteinander verbunden sind und miteinander kommunizieren. 

 

Neuronale Netze erweitern sich durch Wiederholung. Wenn du also immer wieder die gleichen negativen Gedanken denkst, werden stets die gleichen Verbindungen aktiviert. Diese Verbindungen gleichen dann einer stark befahrenen und gut ausgebauten Jammer-Autobahn. Unbefahrene Wege verkümmern regelrecht, da wir immer wieder die breite Auffahrt zur gewohnten Autobahn nehmen. 

 

Unser Gehirn liebt Automatismen, denn dies spart eine Menge Energie auf vorhandene Muster zurück zu greifen.  Dadurch sind wir wie in einem Jammer-Muster gefangen. Wir haben genügend “gute Gründe”, um uns zu beklagen und zu jammern. Nach einer Weile haben sich diese Verknüpfungen so verfestigt, dass du im Alltag viel schneller pessimistische Gedanken parat hast als optimistische. Der Nährboden für Unzufriedenheit ist gelegt. Durch regelmäßiges Jammern zieht unser Gehirn ganz klar die negativen Gedanken vor, da es sich dafür weit aus weniger anstrengen muss. 

Wie uns Jammern schadet

Indem wir uns beschweren und jammern begeben wir uns direkt in eine Opferrolle (siehe auch Dramadreieck nach Stephen Karpman). Durch unser Jammern ändert sich nichts, außer, dass viel Wasser den Bach hinunter fließt. Wir verbrauchen unsere Energie, um den Schaukelstuhl in Bewegung zu halten, wippen vor und zurück, und kommen aber trotzdem nicht vom Fleck. 

 

Im Jammern steckt kein Wunsch nach Veränderung. Auch wenn das auf den ersten Blick erst einmal so scheint. Ja, vielleicht hat am Anfang unserer Frustration der Wunsch gestanden, dass es anders werden muss. Doch dann sind wir irgendwann in die monotone Frequenz des Jammerns übergegangen. Durch die ständige Wiederholung ist es zu einem Mantra der Schuldzuweisung, des Klagens und damit zu einem Mantra der Passivität geworden. 

 

Jammern aufhören“Wieso Passivität?”, magst du fragen. Hast du schon einmal versucht einer jammernden Freundin einen Rat zu geben oder ihr zu helfen? “Dann zieh doch um!” oder “Ja, trenn dich doch endlich von ihm!” willst nach wochenlangem geduldigen Zuhören sagen. Doch ein (ungefragter) Ratschlag ist immer noch ein Schlag. Er würde bei deinem Gegenüber nur Bestürzung oder Verteidigungsmechanismen hervorrufen. 

 

Wer jammert signalisiert, dass alles so bleiben soll wie es ist. Es ist schließlich “unser Problem”, das wir uns lange erarbeitet haben. Wir haben es lieb gewonnen wie eine Trophäe und lassen es uns nicht einfach so wegnehmen. Das würde ja eine Lücke in unser Leben reißen. Wir müssten unseren alten Gewohnheiten aufgeben. Wir könnten dann nicht mehr um Mitleid und Aufmerksamkeit buhlen. Wir müssten unser Leben aktiv in die Hand nehmen und etwas ändern. Das ist erst einmal unbequem, da wir unsere eigene Komfortzone (Box) verlassen müssten. 

 

Das ist jetzt die Stelle, an der ich dir den einfachen wie auch lustigen Trick verraten möchte, wie du ganz bewusst aus deiner eigenen Jammer-Falle aussteigen kannst. 

 

Trick 17: Raus aus der Jammer-Falle!

Das schwierigste dabei ist, dich erst einmal selbst dabei zu ertappen, dass du jammerst. 

 

Um einfacher erkennen zu können, wann ich mich in der Opferrolle bewege, habe ich mich hingesetzt und mir einmal ganz neutral aufgeschrieben, was denn Anzeichen dafür sind, dass ich mich im niederen Drama bewege. Dabei sind dann folgende Punkte auf meinem Zettel gelandet: 

  • Ich will im Recht sein.
  • Der andere ist schuld.
  • Ich tue mir selbst leid.
  • Der andere ist ein Idiot / egoistisch / fies / …
  • Ich beklage mich bei Freunden.
  • Ich fange an zu lästern und hinter dem Rücken über andere zu reden. 
  • Ich werde weinerlich / laut / leise / …

 

Zeit zu Jammern?Ich denke du bekommst eine Idee davon. Wenn dir deine eigenen Jammer-Muster erst einmal bewusst sind, kannst du einen Teil deiner Aufmerksamkeit dauerhaft darauf verwenden, dich im niederen Drama zu ertappen und einen neuen Weg einzuschlagen. 

 

Und nun erlaube dir dein Jammern so heftig zu übertreiben, wie du nur kannst!

 

Wie bitte? Ja, durch diese massive Übertreibung merken wir, wie absurd unsere Gedanken und unser Verhalten ist. Durch diese Technik können wir uns selbst nicht mehr ernst nehmen und uns fällt es viel leichter, das eigene Jammern abzustellen. Du könntest dir beispielsweise sagen, dass dich wirklich gar keiner mag und du einsam und verlassen sterben wirst. Dass es einfach immer dich trifft und sich das ganze Wetter nur gegen dich alleine verschworen hat. 

 

Wenn du magst, mach dazu auch noch theatralische Gesten und Bewegungen. Du wirst feststellen, dass du ziemlich schnell über dich selber schmunzeln musst. So fällt es dir einfacher die Perspektive auf dein Leben zu wechseln und es wieder aktiv in die Hand zu nehmen. Vielleicht ist es an der Zeit neue Entscheidungen zu treffen?

 

Extratipp: 

Besonders absurd und humorvoll wird es, wenn du einen Freund anrufst und ihn bittest, dir sein Ohr zu leihen während du jetzt ganz bewusst jammerst. Extra lustig wird es, wenn dein Unterstützer dich auch noch (ebenfalls übertrieben) im Jammern bestärkt. Glaube mir, du wirst das Jammern nicht lange durchhalten und deine Stimmung bessert sich schlagartig. 

 

Hintergrund: 

Meine Erfahrung aus Coachings ist folgende: Wenn ich meinen Klienten die “Erlaubnis” gebe, dass sie jetzt mal für zehn Minuten ausgiebig jammern dürfen, dann hält das kaum einer fünf Minuten aus. Es ist einfach zu absurd, sich selbst dabei zu beobachten. Vor dieser Übung fällt den meisten gar nicht auf, dass sie bereits schmerzerfüllt über ihr Leben gejammert haben, da es so normal geworden ist, dies zu tun. Doch die Bewusstwerdung ändert vieles! Und eine Prise Humor hat noch selten geschadet…

 

Wenn du magst, ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, direkt einmal ins bewusste Jammern einzusteigen. Was hat dich heute schon aufgeregt? Was ist dein Dauerthema? Ich wünsche dir jetzt viel Spaß beim bewussten Drama-Spiel.

 

Herzlichst

Lisa