Eifersucht, wer kennt sie nicht? Sie wird oft von den „unangenehmen Gefühlen“ Wut und Angst begleitet. Um eifersüchtig zu sein, reichen oft Kleinigkeiten. Du musst nicht selbst schon einmal betrogen oder sogar sitzen gelassen worden sein. Ganz plötzlich sind sie da, diese „Eifersuchtsgefühle“. Mit misstrauischen Blicken beobachtest du vielleicht deinen Partner, wie er auf einer Party ganz offensichtlich mit einer anderen flirtet und ehe du dich versiehst kocht das ganze hoch und du hast – sämtlicher Logik zum Trotz – einen handfesten Streit vom Zaun gebrochen.
Doch wie kommt es dazu? Was macht Eifersucht mit uns? Und wie (verdammt noch mal), kann man den Teufelskreis von Misstrauen, eingeschnappt sein, grollen und eventuell dem eigenen Partner nachspionieren, unterbrechen?
Was ist Eifersucht?
Das Wort Eifersucht setzt sich zusammen aus dem indoeuropäsichen ai = Feuer, dem althochdeutschen eiver = das Herbe, Bittere, Erbitterung und althochdeutsch suht = Krankheit, Seuche zusammen. Also die bittere Feuerseuche… Klingt nicht gerade toll, oder?
Das Feuer der Wut brennt in uns und wir würden am liebsten unserem Partner den Kopf abreißen. Doch oft bleibt es nicht bei Wut; Angst mischt sich mit hinein. Die Angst plötzlich alles zu verlieren und auf einmal bekommen wir kein konstruktives Gespräch mehr zu Stande. Wir reagieren hysterisch. Unsere Wut und Angst mischen sich zu einem emotionalen Schleim zusammen – klar denken funktioniert nicht mehr…
Gemischte Emotionen
Sobald ein Gefühl nicht mehr klar ist, sondern sich Wut, Traurigkeit, Angst und Freude (einige von ihnen oder alle) praktisch im Sekundentakt die Klinke in die Hand geben oder gleichzeitig auftauchen, so spricht man von gemischten Gefühlen.
- Wenn du mehr dazu erfahren möchtest: Im Buch Die Kraft des bewussten Fühlens betrachtet Clinton Callahan, Begründer des Possibility Managements, die Eifersucht als gemischtes Gefühl (oder genauer gesagt als gemischte Emotion, da es sich um ein altes, ungefühltes Gefühl handelt).
Dann kam bei mir die Frage auf, wie bereits Kleinkinder eifersüchtig regieren können, da sie ja noch keinen großen Erfahrungsschatz in dieser Hinsicht sammeln konnten. Gleichzeitig fragte ich mich, wie sogar Katzen ein solches Verhalten an den Tag legen können.
Eifersucht als biologische Programmierung
Vivian Dittmar beschreibt in Gefühle & Emotionen – Eine Gebrauchsanweisung Eifersucht als biologische Programmierung, als unsere Instinkte. Eine Gruppe von Empfindungen, deren Aufgabe es ist, das Überleben der eigenen Spezies sicher zu stellen. Diese sehr starken Empfindungen folgen unserer Triebnatur, deren Anliegen oft nicht gut gesellschaftlich angesehen ist. Beispiele für solche biologischen Triebe sind Gier, Ekel, sexuelles Verlangen & Lust, Fluchtinstinkt (biologische Angst), Kampfinstinkt (biologische Wut), Muttergefühle und aber auch Eifersucht und Neid.
Meine Überlegungen zu neidisch oder eifersüchtig?
Neidisch und eifersüchtig nutzen wir im Sprachgebrauch oft gleichwertig. Der Unterschied für mich ist, dass ich bei Eifersucht Angst verspüre jemanden / etwas zu verlieren, was ich wirklich gern habe oder von dem ich denke, dass ich es noch brauche. Wenn ich dagegen neidisch ist, dann möchte ich unbedingt das haben oder können, was auch ein anderer hat / kann.
Anders als bei den reinen Gefühlen, werden diese Programmierungen durch (unbewusste) Reize ausgelöst. Das heißt wir merken erst, wenn unser ganzer Körper in einem hohen Erregungszustand ist, dass uns eine bestimmte biologische Programmierung fest im Griff hat. Klar, diese Programmierung wird meist von Gefühlen begleitet: Wut auf den Partner, Angst ihn zu verlieren, oder Traurigkeit über das was geschehen ist. Wenn wir genau hinsehen, dann merken wir, dass diese Gefühle erst im Nachhinein durch eine Interpretation, einen Gedankengang, erzeugt wurden. (Dazu dazu gerne mehr in einem nächsten Blog-Artikel, oder schau dir das Buch von Vivian Dittmar an).
Bei der Eifersucht interpretieren wir häufig, dass hier absolut etwas falsch läuft oder schrecklich ist. Ein guter Freund bezeichnete einmal seine Eifersucht als so stark, dass er sich eindeutig im Recht fühlte und ganz logisch argumentieren könnte, warum der andere den Tod verdient hat. Der andere war ja eindeutig schuld… So sind Eifersucht als Rache- oder gar Mordmotiv keine Seltenheit.
Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.
Ursachen für Eifersucht
Warum kommt es immer wieder dazu, dass uns die Eifersucht überwältigt?
Ursache 1: Mangelndes Selbstwertgefühl
Eine der wohl häufigsten Ursachen für Eifersucht ist mangelndes Selbstwertgefühl. Der Zweifel am eigenen Wert (und somit auch an der Attraktivität für den Partner) ist sehr groß. Das bedeutet, Eifersucht hat nichts mit Liebe oder dem Partner zu tun, sondern findet die Ursache in sich selbst. Nur wer sich für liebens-WERT hält, braucht sich nicht mit anderen vergleichen und so auch keine Angst haben, nicht zu genügen oder gut genug zu sein.
- Tipps, wie du dein Selbstwert stärken kannst, findest du auf der spannenden Webseite www.selbstbewusstsein-staerken.net
Ursache 2: Ein unerfülltes Bedürfnis
So kann ein Kind (ab einem Alter von sechs Monaten) eifersüchtig werden, wenn seine Eltern den Geschwistern mehr Aufmerksamkeit schenken. Im Erwachsenenalter kann Eifersucht etwa dann auftreten, wenn der Partner mit einer anderen flirtet und ich selber aber Zuwendung und Intimität vermisse.
Das Bedürfnis des Kindes wurde befriedigt, sobald sich seine Eltern ihm wieder zugewendet haben. Es hat keine Geschichte damit, sondern lebt im JETZT (wie jedes Kleinkind) und die Eifersucht ist verraucht. Doch bei Erwachsenen scheint da noch mehr dahinter zu stecken, denn die Eifersucht will meist nicht weg gehen – was uns direkt zu Punkt 3 bringt.
Ursache 3: Glaubenssätze aus dem Mangel heraus
Die eifersüchtige Frau hat, in diesem oben stehenden Beispiel, vermutlich den hinderlichen Glaubenssatz, dass ihr Partner ihr uneingeschränkt seine Aufmerksamkeit schenken sollte. In dem Moment, indem wir davon ausgehen, dass Ressourcen knapp sind und wir auch (gleichzeitig) ein mangelndes Selbstwertgefühl haben, dann suchen wir Bestätigung und Erfüllung im Außen.
Ursache 4: Ungefühltes Gefühl (Emotion)
Diese Glaubenssätze kommen meist aus Erfahrungen, die wir in der Vergangenheit gemacht haben. Vielleicht sind wir schon einmal verletzt worden, wollen es aber nicht so recht zugeben, oder haben es sogar schon verdrängt. Fakt ist, wir beschäftigen uns nicht mit den schmerzhaften Emotionen, die uns durchfluten.
Doch genau darauf kommt es an: das was da ist, will noch einmal durchfühlt werden, damit es gehen kann.
Eifersucht auflösen – 4 mögliche Schritte
In dem Moment, in dem wir sagen Du bist schuld an meiner Eifersucht, geben wir unser Zentrum und Verantwortung ans Außen ab und verhindern das wir Eifersucht transformieren können. Es geht darum die diese vollständig zu fühlen. Gefühle, die sind sind einerseits dazu da, um uns aufzuzeigen, dass da etwas ist und auf der anderen Seite, um uns Kraft zu geben etwas neues zu tun.
Doch wie gelingt das am besten?
Schritt 1: Anerkennen, dass ich eifersüchtig bin
Wie oft streiten wir ab, das wir eifersüchtig sind? Wir schämen uns vielleicht für dieses „Gefühl“ oder beharren darauf, dass der andere schuld ist. Doch es geht nicht darum, dass Eifersucht schlecht ist oder wir bloß nicht eifersüchtig sein sollten. Eifersucht dient uns wie eine Taschenlampe, eine Situation oder Verhaltensweise genauer zu beleuchten. Sobald du also diesen hohen Erregungszustand (von dem Vivian Dittmar schreibt) verspürst, mach Schluss mit der Rechthaberei und sage ehrlich, dass du eifersüchtig bist.
Schritt 2: Den Trigger identifizieren
Nimm jetzt ganz bewusst wahr, wann und wie der rote Knopf bei dir gedrückt wurde. Welcher Mechanismus ist angesprungen? Wie sind deine typischen Verhaltensweise auf bestimmte Aussagen, Situationen? Am besten legst schreibst du dir diese auf, um für dich immer klarer über deine Automatismen zu werden.
Schritt 3: Das hat nichts mit dem anderen zu tun! – Erst einmal durchatmen…
Wie oben schon beim Selbstwertgefühl beschrieben, mach dir klar, dass die Eifersucht nichts mit dem anderen zu tun hat. Die Ursache liegt in dir – und das gilt es anzuerkennen. Dein Partner hat vielleicht den Haken ausgeworfen, doch du hast die Wahl, ob du darauf regierst. Bleib dem Haken fern und mach so nicht deinen Partner zum Schwein aus einem ersten emotionalen Schutzmuster heraus.
Mir hilft dann immer erst einmal ATMEN! Oft reicht das schon aus, um nicht zu explodieren oder etwas verletzendes zu sagen. So kann das Gespräch dann auf einer wohlwollenden Ebene weitergeführt werden. Doch wenn es zu schlimm ist, die emotionalen Wunden zu tief sitzen, dann sag deinem Partner, dass du gerade Zeit für dich brauchst.
Sei wachsam! Du kannst deinen Partner auch stillschweigend zum Schwein oder Arschloch abstempeln, indem du insgeheim Grollpunkte gegen ihn sammelst oder innerlich beschimpfst. Das ist – energetisch betrachtet – das Gleiche.
Schritt 4: Worum geht es wirklich? – Gefühle fühlen
Wenn du erfolgreich in Schritt 3 deinen Automatismus gestoppt hast, dann frag dich „Worum geht es wirklich? Was ist der tatsächliche Ursprung meiner Eifersucht?“ Und dann sieh ganz genau hin, es werden verschiedene Gefühle hoch kommen. Welche sind es? Achte dabei auf alle körperlichen Reaktionen, als auch Bilder die bei dir auftauchen. Ist es eine alte Erfahrung, die du schon einmal in einer anderen Beziehung oder in deiner Kindheit gemacht hast? Wo hast du ähnliches schon einmal gehört? Was projizierst du gerade auf deinen Partner?
Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung neuer Möglichkeiten und Verhaltensweisen. Veränderung wird möglich durch dein eigenes Bewusst-SEIN und deine Aufmerksamkeit, denn so kannst du neue Entscheidungen treffen.
Wenn dein Partner alte Emotionen triggert, dann kann das wie ein Geschenk sein. Wie bitte? Ja, denn so hast du die Möglichkeit alte Wunden zu heilen. Das kann entweder durch ein ehrliches Gespräch mit deinem Partner passieren, in dem du dich authentisch und verletzlich zeigst. Bei vielen Wunden – nicht nur großen Verletzungen – ist es sehr empfehlenswert, dir einen geschützten Rahmen zu schaffen, in dem du bewusste Gefühlsarbeit machen kannst. Der Beziehungsraum ist heilig und kostbar und es ist sinnvoll den emotionalen Balast mit Hilfe von anderen aufzuräumen, um dann dem eigenen Partner wieder in Nähe und Intimität begegnen zu können.
Das Aufdecken von hinderlichen Glaubenssätze, sowie das Auflösen vermischter Emotionen, sind Kernelemente meiner Coachings. Wenn du dir also weiterführende Unterstützung wünscht, dann bist du herzlich gerne willkommen. Ich freue mich über deinen Anruf.
Vielleicht geht es bei dir auch darum dein Selbstwertgefühl zu stärken. Was sind deine unerfüllten Bedürfnisse? Eine Möglichkeit könnte sein, selbständiger zu werden. Vielleicht auch einmal alleine ausgehen, eigenen Hobbies nachgehen – kurz gesagt, gut für dich zu sorgen.
Und zu guter Letzt: Was tun, wenn es doch zu einem Eifersuchtsanfall gekommen ist?
- Nimm dir im Nachhinein Zeit die oben genannten Schritte durchzuführen.
- Vergib dir selbst und verzeihe dir deinen Eifersuchtsanfall. Mitgefühl uns selbst gegenüber gehört auch zu einem gesunden Selbstwert.
- Entschuldige dich für deinen Ausraster. Es geht nicht um Recht haben, sondern um authentische Nähe.
- Und lies diesen Blogartikel noch einmal – Anmerkung meines „Lektors“ 😉
Was sind deine Erfahrungen mit Eifersucht? Ich freue mich, wenn du einen Kommentar da lässt, wie du mit diesem „ungeliebten Gefühl“ umgehst.
Herzlich
Lisa
Liebe Lisa, Dein Blog ist wunderbar!!! Ich schätze die Detailiertheit und das wirkliche Betrachten der Eifersucht in ihrem Kern. Und die umfassende Betrachtung. Mir hilft der Blog sogar zu verstehen, dass es bei der Gefühlsarbeit wirklich um Evolution geht und dass es um Evolution geht, wenn wir von der „Nächsten Kultur“ sprechen, in der die Menschen in der Lage sind, programierte Emotionen zu tranformieren, um höhere Bewusstseinsstufen zu kreieren. Wow, danke Dir!